Dies ist die bekannteste Version des menschlichen Schöpfungsmythos. Niedergeschrieben wurde er vermutlich unter XXX, seine Sprache verweist aber weit zurück in die anfänge der schriftlichen Überlieferung. (Rh.v.J.)

Bevor die Zeit ihren Anfang nahm war alles Nichts, denn es kann nur dunkel sein, wenn es irgendwo hell ist. Aus dem Nichts entstand die Fülle, und in ihr erwachten Wesenheiten zum Leben. So auch Stralia.

Mit der Fülle entstand auch die Zeit und sie verrann unbemerkt.

So geschah es, dass Stralia sich umsah und erkannte , dass die vielen Wesenheiten, die mit ihr im gleichen Augenblick und am gleichen Ort entstanden waren, inzwischen sehr weit weg waren und sie fühlte sich einsam und verlassen. Da gebar sie aus sich selbst einen Sohn, der war strahlend hell und prächtig, und sie nannte ihn Idras. Doch auch Idras konnte ihre Leere nicht vollständig füllen, so gebar sie ihre Tochter Stralis, dunkel und geheimnissvoll, aber ebenso schön. Stralis nannte weite Ebenen und hohe Berge ihr Eigen, tiefe Meere und lange Flüsse, kalte Gletscher, heiße Wüsten und lebendige Wälder. Jedes Tier, und jede Pflanze, die wir heute auf unserer wunderschönen Welt sehen, schmückte Stralis Körper. Stralia blickte ihre Tochter an und war verzaubert. Jedoch, etwas fehlte Stralis, es war das Lachen und das Weinen, so erschuf Stralia am Ende alle vernunftbegabten Wesen, auf dass ihre Tochter vollkommen sei.

Als alles vollendet war, vereinte sie Stralis mit ihrem Bruder Idras, denn Idras schenkte Stralis sein Licht, auf dass ihre Schönheit voll zur Geltung kam, Stralis gab seinem Dasein einen Sinn, der über seine bloße Existenz hinausging. Und so drehten sie sich umeinander, um in einem ewigen Tanz die Welt zu feiern. Idras Feuer brannten jedoch sehr heiß, sie blendeten Stralis und verbrannten sie, wenn sie ihm zu nahe kam. So floh sie ihn, entfernte sich weit von ihm, zu weit. Die Kälte des Weltalls ergriff sie und lies sie erstarren. Schließlich fasste sie sich ein Herz und näherte sich Idras wieder zaghaft, bald immer schneller, um von seinen Strahlen gewärmt zu werden. In ihrer Eile jedoch, berauscht von ihrem gemeinsamen Tanz, näherte sie sich ihm zu weit und seine sengenden Strahlen verletzten sie wieder. Erneut floh sie. Von da an umkreiste ihn in einem weiten Bogen, mal näher kommend, mal fliehend.

So war das Leben auf Stralis großen Schwankungen unterworfen. Zwar bot Stralis den Lebewesen auf ihrer Oberfläche für längere Zeit ein angenehmes Leben, entfernte sie sich jedoch zu weit von Idras, so fror die Welt ein und ihre Lebewesen litten, vermehrten sich kaum mehr. Kam sie Idras zu nahe, verdorrte und verbrannte die Welt. Die intelligenten Rassen, die sich in den lebensfreundlichen Zeiten so gut entwickelt hatten und Stralia Freude bereitet hatten, verkümmerten und verloren all ihre Errungenschaften, nur um mühsam den Weg ihrer Entwicklung erneut gehen zu müssen. So erschuf Stralia die Hüter. Sie sollten die vernunftbegabten Rassen durch die wiederkehrenden, langen Eiszeiten führen und einen Rückfall vermeiden helfen, genauso aber die trockenen, heißen Hitzeperioden zu überstehen helfen, die immer auftraten, wenn Stralis ihrem Bruder für kurze Zeit zu nahe kam.